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Lore Eckstein war seine erste große Liebe

Ein Buch und seine Geschichte: Max Liebster, der Jude aus Reichenbach, und Lore Eckstein, die Jüdin aus Weinheim

"Trotz der beklemmenden Stimmung gab es auch schöne Momente. Ich lernte eine reizende junge Dame kennen. Laure Eckstein Lore Ecksteinwar 20 Jahre alt. Auf den jüdischen Tanzveranstaltungen in Mannheim versuchten Laure Lore Eckstein und ich Max Liebster verzweifelt, unsere Ängste 'wegzutanzen'. Zusammen mit Fanny Oppenheimer, der Schwester von Julius und Hugo [Anmerkung: Hugo Oppenheimer, Arbeitgeber des Max Liebster], arbeitete sie im Geschäft von Rothschilds im Nachbarort Weinheim. Ich stellte sie meinen Eltern vor. Ihr lebhaftes und geselliges Wesen entfachte in meinem Herzen eine lodernde Flamme. Ich lebte nur noch für die Tage, an denen ich beauftragt wurde, bei Rothschilds die Schaufenster zu dekorieren. Ich war 24 Jahre alt und hätte sie geheiratet, wenn die Lage nicht so schrecklich unsicher gewesen wäre. Als die Zustände immer bedrohlicher wurden, beschloss Laures Vater Albert Eckstein, die Gegend zu verlassen".

Max Liebster, 1915 als Jude in Reichenbach im Lautertal geboren, erzählt diese Geschichte einer jungen Liebe in seinem autobiografischen Buch "Hoffnungsstrahl im Nazisturm - Geschichte eines Holocaust-Überlebenden" (Edition Schortgen, Luxemburg, 2003).

Die junge Dame, die er Laure nennt, war Lore Eckstein. Sie lebte in Weinnheim, nahe dem Rodensteinerbrunnen. Ihre Eltern Albert Eckstein und Felicitas Eckstein und ihr jüngerer Bruder Martin Eckstein waren gläubige Juden. Der Vater betrieb eine eisenwarenhandlung. Lore Eckstein, 1921 geboren, hat wohl ihre Ausbildung in Mannheim erfahren, denn nach den Meldedaten im Weinheimer Stadtarchiv hat sie 1936/37 in Mannheim gewohnt, ehe sie wieder zurückkehrte ins Elternhaus. Sie war also nicht 20, sondern höchstens 18 Jahre alt, als sich der Dekorateur Max Liebster in sie verliebte.

In Max Liebsters Erinnerung, im hohen Alter erst niedergeschrieben, spielte Lore Eckstein noch einmal eine wichtige Rolle. Nach der Reichspogromnacht, in der auch Liebsters Arbeitsplatz, das Viernheimer Textilhaus Gebrüder Oppenheimer, geplündert und demoliert worden war, hatte sich der junge Odenwälder zunächst in der Nähe seines Heimatortes versteckt. Dann wurde sein Vater, ein Schuhmacher, verhaftet, seine beiden Schwestern heirateten, etwas überstürzt, und konnten dadurch nach Amerika und Argentinien auswandern, sogar die Mutter mitnehmen. Am Jahresende 1938 schafften auch Liebsters bisherige Arbeitgeber, die Brüder Julius und Hugo Oppenheimer, Vettern seiner Mutter, mit ihren Familien die Ausreise nach Amerika. "Was sollte ich tun? Wo sollte ich hin?", fragte sich Max Liebster. Ihm fiel nur ein Ziel ein: Pforzheim. Dort wohnte "meine innigst gliebte Laure".

Nach der Reichspogromnacht, der Zerstörung der Weinheimer Synagoge Ehretstraße 5, den Attacken auf die jüdischen Geschäfte, der Verhaftung des Vaters, der am 10. November 1938 wie alle übrigen jüdischen Männer Weinheims nach Dachau gebracht wurde, und seiner Rückkehr nach einigen Wochen, waren die Fluchtgespräch in der Familie Eckstein immer häufiger geworden. Doch der Eisenwarenhändler hatte kein Geld für eine Auswanderung. Deshalb hatte sich die Familie Eckstein im März 1939 nach Pforzheim zurückgezogen. Im jüdischen Gemeindehaus der Goldstadt wurde Albert Eckstein Vorbeter und organisierte einen bescheidenen Unterricht für die aus öffenlichen Schulen ausgeschlossenen jüdischen Kinder.

Max Liebster war zwar klar, dass er ohne ausdrückliche Genehmigung nicht von Hessen nach Baden umziehen durfte, "aber da mich in Pforzheim niemand kannte, hoffte ich, dort untertauchen zu können".

Gefahr zu spät erkannt

Das war ein großer Irrtum, denn am 11. September 1939 "polterte es heftig an Ecksteins Eingangstür. ein gellender Aufruf 'Aufmachen! Polizei!' ließ Laures VaterAlbert Ecksteinaufspringen und zur Tür hasten. Das Entsetzen in Lore Eckstein samtenen braunen Augen spiegelte meine ganze Bestürzung wider. Augenblicklich war mir bewusst, wie töricht es von mir gewesen war, hierher zu kommen. Die Beamten bauten sich am Eingang auf und hielten einen auf Max Liebster von der Viernheimer Polizei ausgestellten Haftbefehl in Händen".

Die Verhaftung von Max Liebster bedeutete das Ende der jungen Liebe.

(Mehr über das Schicksal von Lore Eckstein und Max Liebster in einem weiteren Beitrag)

Heinz Keller, veröffentlicht in den "Weinheimer Nachrichten" vom 03.01.2009

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