25.09.1941
No. 36
Mein liebes Bübchen Martin Eckstein!
Hab’ ich mirs doch gedacht, dass Du Scharlach
hast, schon als ich von den roten Flecken hörte. Wie gerne,
noch viel lieber wie vorher wäre ich jetzt bei Dir, Dich zu
hegen und zu pflegen. Aber Du schreibst ja, dass Dich die
Schwester gut pflegt, ich bin ihr sehr dankbar, richte ihr
das mit vielen Grüssen aus. Madame je vous remerie beaucoup
…..votre sécours. Je ne …..
……Leider kann
ich der Schwester von hier aus nicht aufmerksam sein, aber ich
weiß ja, dass Du schön brav bist & folgst. – Jetzt zur Beantwortung
Deiner lieben Briefe. No. 26 war der .......Brief.
L[ieber] Papa Albert Eckstein hat noch nicht an die Adresse geschrieben, ich glaube, das kommt
von alleine mit der Auswanderung. – Onkel Hermann ist in A & arbeitet
auf dem Holzplatz. Neus sind schon lange in Noé. Ferdinand N. ist in F.
Die meisten Spanier sind fort. Ich freue mich von Herzen dass Du
solch guter pflichtgetreuer Sohn & Bruder in der Zukunft sein willst.
Dein Gedicht hat mich tief gerührt, ich habe es sogar in der
Baracke vorgelesen. – Die beiden Tage sind gut vorüber gegangen, an
beiden Tagen hat l[ieber] Papa Albert Eckstein vorgebetet. Lore Lore Eckstein & ich Felicitas Eckstein waren in E bei Pas
Gottesdienst, wie immer sehr schön & feierlich. Herr Mannheimer
& er haben sich jeweils abgelöst. An.... hatte ich eine Schale mit
Birnen-Kompott die haben wir zu 3 bei Papa Albert Eckstein gegessen, eben so
wie mans hier machen kann. Wie oft haben wir gesagt, das
wäre was für Mart Martin Eckstein da würde er schmatzen, & Papa Albert Eckstein sagte, da säße er jetzt.
Ich wünsche Dir gute Besserung und grüße Dich herzlich
.......Tante Hedwig
Tante Hedwig war gerade hier, sie gibt Holzers Franz engl. Unterricht & hat
gleich einen Gruß geschrieben. – Wir hatten freien Ausgang & haben
Großmutter, Tante Selmas besucht. Gerade gabs Äpfel Trauben & Birne
statt Marmelade. Ihr kriegt ja jetzt auch immer Obst, das ißt Du
ja gerne. Jetzt mein Liebling recht baldige völlige
Genesung. Schreibe bald wieder, viele Grüße an Carl
habt Ihr wieder Schule? Herzliche innige Küsse Deine
Mutter Felicitas Eckstein
Noch vielen Dank für das Gedichtchen!
Lieber Martin Martin Eckstein! Wir haben Deinen l[ieben] Rosch Hanha Brief
erhalten, Du hast uns mit Diesem eine wirklich
tränende Freude bereitet, hoffentlich gehen Deine
guten Wünsche in Erfüllung, so daß wir hoffent-
lich das nächste Jahr wieder beisammen sind.
Deine Gedichtchen Deine Bemalung war wirklich
herzlich, so freut es mich, daß Du ein braver Junge
bist & auf Dich mit viel Unterstützung rechnen
kann[st]. Lore ist aufmerksam & nett, und geht
es uns allen gott lob wenigstens gesundheitlich
Ich habe vorgebetet & fand überall reichen Beifall
wir waren viel beisammen. Mutter Felicitas Eckstein machte einen
Schalet; es schmeckte vorzüglich. Nun muß ich Dich auch
eine traurige Mitteilung machen. Ludw[ig] Schlesinger
und Eugen Wiener sind gestorben. Nachmann ist
wieder zurückgekommen ist wieder in Baracke 9
Lieber Martin, Hoffentlich bist Du wieder ganz gesund
wenn Dich dieser Brief erreicht, wir haben es uns gedacht
da wir so lange nicht hörten gestern erhielten wir
Deinen Brief No. 26 vielen Dank dafür, bleibe weiter gesund
mache uns eine Freude mit Deinen schönen Briefen
Lebe wohl, wir sehen uns bald wieder
Herliche Grüße & Küsse Dein Vater Albert Eckstein
.......
Veröffentlichung mit freundlichen Genehmigung des Stadtarchiv Pforzheim.
Briefkopien aus dem Stadtarchiv Pforzheim; S5 Nr. 1760
Brief der Eltern aus dem Lager Gurs an ihren Sohn Martin in Aspet