Postkarten von Tilli Rapp an ihre Tochter Margot Rapp in Tel Aviv
Camp de Gurs 19.IX.41
Meine Lieben alle, besonders lb. Margot.
Über Deinen lb. Rotkreuzbrief vom 9.X. der heute
bei lb. Papa eintraf, haben wir uns so gefreut, daß
trotz Kälte und steifen Fingern gleich diese Karte
schreiben will. Endlich mal ein Lebenszeichen von
Euch, Worte vermögen nicht zu sagen wie glücklich wir
darüber sind. Merkwürdig, wir haben schon 2x an dich
lb. Abraham und 2x an lb. Paul Rotekreuzbriefe gesandt,
bis heute keine Antwort erhalten, nur auf dem an Dich
lb. Kind gerichteten, deshalb andressiere ich auch diese
Zeilen an Dich, hoffentl[ich] treffen sie bald bei Euch ein und
Euch alle gesund an. Unber. sind auch wir gesund. Lb.
Papa ist seit 2 Wochen bei der Arbeitskompagnie und will ich
hoffen, daß er es gesundheitlich durchhalten kann. Lb.
Bübchen ist sehr gewachsen, es geht ihm unber. ordentlich und
hätte schon 3x in ein Kinderheim kommen sollen, nun
ist es wieder vorgesehen und will man sehen, ob es klappt. Es
wird uns ja hart die Trennung, aber man kann es
nicht verantworten, das Kind dem Winter mit allem hier
auszusetzen, nachdem es im vorigen Dezember so schwer er-
krankte. Unsre Amerikapapier seien in Bearbeitung,
aber manchmal meint man, man käme nie hier raus,
denn so viele sind schon nach U.S.A. und für uns heißt es,
abwarten. Von Tante Billa hören regelmäßig ? sie leide.
.. sehr und ist wohl gesund, aber sehr traurig und voll Heim-
weh und Sehnsucht nach Dir lb. Recha. Lb. Ludwigen haben
ebenfalls geschrieben. Josef May ist auch an Herzschlag ver-
schieden, von Frida haben wir gehört. Ferdi ist sehr alt geworden und
Hedwig sehr schlank. Lb. Papi soll noch Grüße anschreiben und
Ihr Alle nehmt von mir die herzl[ichen] Grüße und Küsse, besonders
an m[ein] lb. Kind, bleibe brav und folgsam und strebe aufwärts.
Sehnsüchtig erwarten wir auf Post, den av[isierten] Brief mit Bild. Herzlichst
Deine Mutti und
Eure Tilli.
[Handschrift von Friedrich Rapp:]
M[eine] L[ieben] ! Mit R[ot]kr[eu]z-Br[ie]f lb. Margot haben
Wir uns riesig gefreut und erwarten weitere gute
Berichte. L. Ernst’l soll nun Montag 10. ?
wegkommen
in ein Kinderheim ca. 600 km v[on] hier. Hoffentlich zu
Gutem. Es tut uns natürlich sehr leid. Herzl[iche] Gr[üße] und Küsse
Allerseits Euer Fritz und Papa.
Transkription von Claudia Buggle