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Auf den Tafeln des Ehrenmals:

Kein Platz für die Namen gefallener jüdischer Kriegsteilnehmer

Die Partei untersagte die Aufnahme/Korrektur 1946

Für Kaiser und Reich sind im I. Weltkrieg Landsturmmann Karl David, Gefreiter Bernhard Lehmann, Landsturmmann Max Lehmann, Moritz Rothschild und Landsturmmann Siegmund Rothschild gefallen. Als am 18. Oktober 1938 das Ehrenmal an der Bahnhofstraße geweiht wird, fehlen ihre Namen auf den Tafeln, die an 472 gefallene und verstorbene Kriegsteilnehmer erinnern.

Die Begründung findet sich in einer handschriftlichen Aktennotiz des Bürgermeisters vom 12. November 1935: "Nach einer heute um 10.30 Uhr erfolgten fernmündlichen Mitteilung des Herrn Kreisleiters Friedrich sollen die Namen gefallener jüdischer Kriegsteilnehmer nicht auf den Ehrentafeln vermerkt werden. Diese Entscheidung beruht auf der eingeholten Stellungnahme des Gauleiters".

In einem Schreiben an Fabrikant Max Hirsch, von 1912 bis 1919 nach Ansicht von Richard Freudenberg "einer unserer angesehensten Gemeinderäte", korrigierte der Vorsitzende des Denkmalausschusses, Bürgermeister Dr. Meiser, am 10. Dezember 1935 seine Aussage vom 11. April 1935. Auf "Unklarheiten wegen der Aufnahme der Namen gefallener jüdischer Frontkämpfer auf die Ehrentafel des zur Errichtung geplanten Kriegerdenkmals" hatte der Vorsitzende geantwortet: "Es besteht also keinerlei Ursache zur Streichung der Namen jüdischer Frontkämpfer". Acht Monate später hatten sich jedoch "die Voraussetzungen für die seiner Zeit vorgesehene Regelung geändert". Der Bürgermeister an Hirsch: "Ich sehe mich deshalb veranlaßt, sie zu widerufen".

Der Druck des Gauleiters und des Kreisleiters auf die Stadtverwaltung Weinheim schockierte die Juden, die, teilweise in kleinsten Beträgen, wie alle übrigen Weinheimer Bürger für diese Ehrenstätte gespendet hatten. Daran erinnerte der Reichsbund Jüdischer Frontsoldaten am 30. Dezember 1935 in einem Schreiben an den Denkmalausschuss: "Der Aufruf zur Zeichnung von Spenden ist auch an Juden ergangen. Zugleich ist diesen mitgeteilt worden, dass selbstverständlich auch die im Kriege gefallenen Juden aus der Stadt Weinheim auf dem Denkmal aufgeführt werden würden. Unter dieser Voraussetzung haben auch Juden für den Denkmalfonds Spenden gezeichnet". Die Korrektur dieser Zusage nannte Bundesvorsitzender Dr. Dienemann "für uns unfaßbar", denn: "Ein derartiger Beschluss würde die Entehrung der für Deutschland gefallenen jüdischen Soldaten bedeuten".

Der Einspruch des Reichsbundes Jüdischer Frontsoldaten änderte nichts mehr: "Eine Beschlussfassung des Denkmalausschusses liegt nicht vor. Die Regel und geschah auf Anordnung" schrieb Dr. Meiser am 18. März 1936 nach Berlin. Die für die Errichtung des Ehrenmals von 41 jüdischen Bürgern und den Lederwerken Hirsch gespendeten 1.197 Reichsmark wurden von der Stadtkasse an die Spender zurückgezahlt.

Erst 1946 fanden die Namen der fünf Juden Aufnahme in der langen Reihe der zwischen 1914 und 1918 für Deutschland gefallenen Weinheimer. Der Gemeinderat sprach sich dafür aus, "damit ein damals begangenes Unrecht wiedergutgemacht wird".

Heinz Keller, am 09.11.1988 in den "Weinheimer Nachrichten" veröffentlicht.

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