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Baubeschreibung der Synagoge von 1906

Aussenansicht der SynagogeDas Gelände in der Ehretstraße war durch eine Mauer und einen eisernen Zaun von der Ehretstraße und den umgebenden Grundstücken getrennt. Durch ein Portal führten 18 Steinstufen von der Straße zum Hauptportal.

Die Synagoge war im neoromanischen Stil gehalten. Grundriss war ein griechisches Kreuz, d. h. alle vier Arme waren gleich lang. Nur durch die vorgelagerte Vorhalle war der Westflügel etwas länger. Der Bau war ungefähr 14 m breit und knapp 17 m lang. Auf einer Seite befand sich noch ein Raum für den Vorbeter. Die Höhe des Gebäudes betrug rund 17 m.

Das Gebäude wurde in Zementmauerwerk ausgeführt und mit Sandsteinen z. B. bei den Rosetten akzentuiert. Das Dach der Synagoge war mit flachen Ziegeln gedeckt.

Die Vierung war gekrönt von einem kleinen achteckigen Turm mit welscher Haube aus Schiefer, auf der der Davidstern angebracht war. Darunter befand sich ein Geschoss mit 4 dreiteiligen Fenstern mit Arkaden im romanischen Stil.

Auf drei Fassaden befanden sich Rosetten; der Durchmesser betrug jeweils ca. 2 m. Am prachtvollsten war die Rosette über dem Eingangsportal, die beiden anderen auf der Nord- und Südseite waren einfacher gehalten.

Abbildung: Außenansicht der Synagoge in der Ehretstraße, 1906.

Die Fassade der Eingangsseite wurde durch einen Rundbogenfries abgeschlossen. Rechts und links vom Eingang wurde die Fassade von Lisenen aus Sandsteinen eingefasst, die in einer türmchenartigen Bekrönung ausliefen. Bei vielen anderen Synagogen sind diese Türmchen stärker ausgeprägt. Sie lassen an die Säulen am Tor zum Eingang in Salomons Tempel in Jerusalem denken.

Über dem Hauptportal befanden sich zwei steinerne Gebetstafeln, ein typisches Zeichen des Synagogenbaus.

Durch das 2,50 m breite Portal erreichte man eine Vorhalle.

Rechts und links dieser Vorhalle befanden sich Toiletten. Auf beiden Seiten der Vorhalle führten Treppen ins Obergeschoss zu den Frauenemporen und der Empore für den Synagogenchor und vermutlich der Orgel. Die beiden Frauenemporen waren auch von außen direkt zugänglich. Für Frauen war der Besuch der Synagoge nicht vorgeschrieben. An vielen Orten besuchten unverheiratete Frauen die Synagoge nie, die verheirateten selten. Die Frauen saßen in der Reihenfolge ihres Hochzeitsdatums. Die Männer saßen in Bänken im Erdgeschoss nach ihrem Alter.

Innenansicht der SynagogeIm Zentrum des Blickfeldes im Synagogenraum stand eine monumentale Ädikula. Doppelsäulen mit ornamentierten Würfelkapitellen trugen einen üppigen Aufbau, der von zwei Gesetzestafeln gekrönt wurde. Im Inneren dieser Ädikula stand der Toraschrein (Aron ha-kodesch), in dem die Tora-Rollen aufbewahrt wurden.

Die Tür des Toraschreins aus massivem Eichenholz war verborgen durch Samtvorhänge (Parochet) mit Goldstickerei. Es gab verschiedene Vorhänge, weiß für die hohen Feiertage, blau für die Wallfahrtsfeste, weinrot und dunkelgrün für die Sabbattage.

Links vom Toraschrein stand ein neunarmiger Kerzenleuchter, der bei der Feier des Chanukka-Festes benutzt wurde.

Abbildung: Innenraum der Synagoge in der Ehretstraße, um 1920.

Vor dem Toraschrein, 5 Stufen tiefer, stand das Vorlesepult (Bima). Über dem Vorleserpult hing das Ewige Licht (Ner Tamid).

Die Bronzearbeiten, das Ewige Licht, die Kandelaber stammten von dem bekannten Künstler Elkan.

Die Synagoge war prachtvoll ausgemalt. Die flache, gewölbte Decke zeigte einen blauen, mit Sternen übersäten Himmel.

Text: Andrea Rößler

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