Das spätere Schicksal des Synagogengrundstücks
Am Vormittag des 10. November 1938 (nicht - wie in manchen Darstellungen zu lesen ist - am 8. November) wurde die Synagoge durch eine Sprengung mit 25 kg Donarit-Gelatine weitgehend zerstört. Zuvor hatten SA-Leute die Inneneinrichtung mit Äxten und Pickeln demoliert.
Die Synagoge durfte nicht wieder aufgebaut werden, die jüdische Gemeinde wurde 1939 mit der Beseitigung der Überreste der Synagoge beauftragt, für die sie auch die Kosten zu übernehmen hatte. Der Auftrag zum Abbruch der Synagoge wurde der Baufirma Friedrich Reiboldt erteilt, der gleichen Firma, die 1905/06 die Erd- und Maurerarbeiten ausgeführt hatte.
Das Synagogengrundstück ging 1942 in den Besitz der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland als Rechtsnachfolgerin der jüdischen Gemeinde Weinheim über. Am 30. April 1942 wurde es an eine Privatperson verkauft. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Grundstück durch die amerikanische Militärverwaltung beschlagnahmt und der Jewish Restitution Successor Organization (JRSO) übergeben. Der verwahrloste Zustand des Synagogengrundstücks wurde mehrfach beanstandet. Die Stadtverwaltung ließ „die Trümmerstätte von der Straße aus gesehen in ordentlichen Zustand“ versetzen. „An einen Wiederaufbau der Synagoge [sei] wohl vorerst nicht zu denken.“ 1950 ging das Gelände endgültig in das Eigentum der früheren Käuferin über, da in Weinheim keine jüdische Gemeinde mehr bestand und daher auch keine Synagoge benötigt wurde. Die Stadtverwaltung war über diesen Verkauf durch die JRSO nicht informiert worden, was besonders von Oberbürgermeister Engelbrecht bedauert wurde, da er „als Sohn einer jüdischen Mutter selbst zu dem Kreis der rassisch Verfolgten [zählte] und gerne daran mitgewirkt hätte, in Weinheim eine würdige Gedenkstätte zu schaffen.”
Abbildung: Gedenktafel für die 1938 zerstörte Synagoge
Auch der Stadtjugendring hatte bereits 1952 angeregt, auf dem Grundstück in der Ehretstraße 5, auf dem die jüdische Synagoge gestanden hatte, eine öffentliche Anlage mit Gedenktafel zu errichten. Die Stadtverwaltung Weinheim sah jedoch keine Möglichkeiten mehr einer Umsetzung, da sich das Grundstück bereits in Privatbesitz befand. 1953/54 entstand dort ein Wohn- und Geschäftshaus.
Eine Gedenktafel an die Zerstörung der Synagoge wurde 1967 am Gebäude des Grundbuchamtes, Ehretstraße 14, angebracht und 1988 an das Gebäude der Volkshochschule Luisenstraße/Ecke Ehretstraße versetzt.