Großherzogliches Amt!
die Juden dahier betr.
Der Sage nach war vor ganz alten Zeiten eine ansehnliche Juden Versammlung dahier wohnhaft, man nennt annoch eine Straße die Judengaße, in welcher auch eine Synagoge gestanden, und das damalige Juden Begräbniß den Judenbuckel. Durch welche Veranlassung dieses alles aufgelößt worden, ist uns bekannt.
In neueren Zeiten, jedoch schon über 100 Jahre, da wieder Juden dahier seßhaft sind, ist die hiesige Synagoge erbaut, die Größe davon beweißt, daß mehrere Juden Familien dahier gewohnt haben, es sind noch Männer unter uns, denen 18-20 Familien, die hier gewohnt haben, denken, durch erschwerung Nutzerhaltung (?) und Absterben der Alten ist also dermalen die Zahl der Familien auf 11 beschränkt, worunter einige ganz arme, die nichts beitragen können, gleichwohl haben wir wenige 1792 und 1802 an 900 Fl. auf Reparationen dieser Synagoge verwendet, können aber anjezo ohne Beihilfe auf eine oder die andere Art aus unsern Mitteln ohnmöglich wieder herstellen.
Wir bitten dahero ein Großherzogliches Amt sich gen...(?) vor uns zu verwenden, daß wir die gnädigste Erlaubniß erhalten, bei der hiesigen Bürger- und Einwohnerschaft sowohl als auch bei den Juden in denen Grossherz[oglichen] Landen Cellectieren zu dürfen, außerdem können wir weder diese Synagoge erhalten noch uns ein Zimmer zur Andacht anschaffen, weil die wenige eigene Judenhäuser dahier nicht dazu geeignet sind, auf die nächst gelegene Andachts Zimmer, wohin wir an Sabat und Festtage gehen dörften kaum Raum vor die alldort wohnenden Juden haben.
Wir bitten unterthänigst um Hülfe auf eine oder die andere Art, und ersterben in tiefster Ehrfurcht. Weinheim, den 27.Maij 1812
Alexander Majer, Vorsteher der hiesigen Judenschaft
Transkription aus der Akte des Generallandesarchiv Karlsruhe Sign. 173 (?) Nr. 318 (?)