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Moritz Pfälzers Zwerchhaus

Stadtgeschichte: Haus in Bürgermeister-Ehret-Straße 10 ist "ortstypisch für den Ausbau dieses Stadtgebiets"

Das Haus Bürgermeister-Ehret-Straße 10, das Dr. Moritz Pfälzer 1903 erwarb und das seine Witwe Laura im Januar 1937 an Dr. Heinrich Ungeheuer übereignete, ist zugleich Kulturdenkmal und Stadtgeschichte.

Aus der von Silvia Wagner erarbeiteten Hausgeschichte geht hervor, dass nördlich des Stadtgartens bis in die letzten Jahre des 19. Jahrhunderts Reben wuchsen. Der Weinheimer Bürgermeister Heinrich Ehret (1895-1912) hat 1896 einen Teil des Weinberggeländes von Leopold Hugo von Deines, Gutsbesitzer auf dem Neuhof bei Aschaffenburg, erworben.

Schon ein Jahr später wurde "Im Großen Sand" - so der Gewannname - gebaut. Einer der Bauherren war der aus Pforzheim stammende Privatier Friedrich Kohler. Er erwarb von Bürgermeister Ehret 1897 einen Bauplatz, 4,7 Ar groß, zahlte dafür 3710 Mark und ließ sich von dem Weinheimer Architekten Karl Friedrich Kuhn ein auffallendes Haus bauen, das in der Liste der Weinheimer Kulturdenkmale so beschrieben wird:

"Zweigeschossig, massiv verputzt, Sandsteingliederung, Mittelrisalit mit vorgekragtem Zwerchgiebel in Holzkonstruktion".

Das "im historisierenden Stil gehaltene Wohngebäude mit Villencharakter" gilt als "ortstypisch für den Ausbau dieses Stadtgebietes" und stellt "ein wichtiges Werk im Schaffen des Architekten dar". Deshalb steht nach Ansicht der Denkmalpflege die Erhaltung des Gebäudes aus wissenschaftlichen und heimatgeschichtlichen Gründen in öffentlichem Interesse.

Rechtsanwalt Dr. Pfälzer erwarb das Anwesen 1903 und wusste dabei wohl schon, dass auf der gegenüberliegenden Straßenseite in den Jahren 1904/1905 das neue Amtsgerichtsgebäude und 1906 ein paar Schritte weiter der Neubau der Synagoge entstehen würden. Während die Synagoge 1938 von den Nationalsozialisten zerstört wurde, ist die Ehretstraße bis heute eine "Anwaltsstraße" geblieben.

In den Erinnerungen der Pfälzer-Töchter war das elterliche Haus, von dem aus es nicht weit zur Pestalozzischule und später zum Realgymnasium war, ein lebenslanges Thema. Enkelin Gabrielle Varro ließ sich von den schwärmerischen Erzählungen der Mutter und der Tante anstecken und reiste 1999 nach Weinheim. Als sie damals vor dem Haus Ehretstraße 10 stand, konnte sie verstehen, warum ihre Vorfahren die Jahre in Weinheim nicht vergessen wollten.

Heinz Keller, erschienen in den "Weinheimer Nachrichten" vom 19.09.2008

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