Bereits im Februar 1942 rollten die ersten Transporte nach Osten. Begonnen wurde mit der Deportation von Juden, die keinen Schutz durch den nichtjüdischen Partner oder die nichtjüdischen Kinder besaßen. Anfang 1944 verschleppte die Gestapo Witwen von Nichtjuden, auch wenn sie nichtjüdische Kinder hatten. Ab Februar 1945 schließlich waren alle Juden schutzlos dieser Maschinerie ausgesetzt, auch die Partner von noch bestehenden Mischehen. So sollte auch die Weinheimerin Margareta Siehl Mitte Februar mit einem dieser letzten Transporte nach Theresienstadt deportiert werden. Ihr Mann, sogen. "Arier", hatte bereits 1937 seine Anstellung als Lehrer verloren, da er die Scheidung von seiner jüdischen Frau ablehnte. In einem Leserbrief in den Weinheimer Nachrichten vom 17. Januar 1996 beschreibt ihr Sohn Hans Martin, wie seine Mutter diesem Transport entkam [Text nach Christina Modig]:
"[...] Meine Mutter/Margarete Florence Siehlsollte Mitte Februar 1945 mit einem (aus der Rückschau "letzten") Transport nach Theresienstadt gebracht werden. Mein Vater kämpfte - wie die Jahre zuvor - wie ein Löwe um das Leben seiner Frau. Aber keiner, auch die nicht, die ihm bislang geholfen hatten, konnten jetzt noch etwas tun. Alle Juden, getauft oder nicht, sollten zum Kriegsende noch vernichtet werden. Wir saßen am Sonntag mittag zusammen, um verzweifelt von Mutter und Ehefrau Abschied zu nehmen. Einen Tag später (nach dem Tagebucheintrag meines Vaters war es der 12. Februar 1945) tauchte unser Hausarzt Dr. Jahn bei uns auf und machte meinen Eltern folgenden Vorschlag: "Ich schreibe Sie transportunfähig und gebe Ihnen einige Strophantinspritzen. Das könnte Sie vor dem Abtransport am Dienstag bewahren." Mein Vater brachte noch am gleichen Tag das Attest zur Gestapo nach Mannheim und zum Amtsarzt. Und das Wunder geschah. Der letzte Transport fuhr ohne sie ab [...]."
Veröffentlicht im Weinheimer Geschichtsblatt 38, Die Stadt Weinheim zwischen 1933 und 1945; aus:Leserbrief von Hans Martin Siehl in den Weinheimer Nachrichten vom 17.01.1996